Urvertrauen

Juli Zeh lässt die Protagonistin in ihrem Buch „Corpus Delicti“ die folgenden Worte sagen:

  • Ich entziehe einer Gesellschaft das Vertrauen, die aus Menschen besteht und trotzdem auf der Angst vor dem Menschlichen gründet.
  • Ich entziehe einer Zivilisation das Vertrauen, die den Geist an den Körper verraten hat.
  • Ich entziehe einem Körper das Vertrauen, der nicht mein eigenes Fleisch und Blut, sondern eine kollektive Vision vom Normalkörper darstellen soll.
  • Ich entziehe einer Normalität das Vertrauen, die sich selbst als Gesundheit definiert.
  • Ich entziehe einer Gesundheit das Vertrauen, die sich selbst als Normalität definiert.
  • Ich entziehe einem Herrschaftssystem das Vertrauen, das sich auf Zirkelschlüsse (*Beweisfehler, bei denen die Voraussetzungen das zu Beweisende schon enthalten) stützt.
  • Ich entziehe einer Sicherheit das Vertrauen, die eine letztmögliche Antwort sein will, ohne zu verraten wie die Frage lautet.
  • Ich entziehe einem Recht das Vertrauen, das seine Erfolge einer vollständigen Kontrolle des Bürgers verdankt.
  • Ich entziehe einem Volk das Vertrauen, das glaubt totale Durchleuchtung schade nur dem, der etwas zu verbergen hat.
  • Ich entziehe einer Methode das Vertrauen, die lieber der DNA eines Menschen, als seinen Worten glaubt.
  • Ich entziehe einem Staat das Vertrauen, der besser weiß was gut ist für mich, als ich selbst.
  • Ich entziehe jenem Idioten das Vertrauen, der das Schild am Eingang unserer Welt abmontiert hat, auf dem stand: „Vorsicht, Leben kann zum Tode führen!“

Ich möchte noch ergänzen:

Ich entziehe einer Zivilisation das Vertrauen, die das Gewachsene an das Gefertigte verraten hat.

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