Am Ende steht das Ende

Ich ‚beneide‘ die „Gläubigen“ irgendwie: Sie müssen ihr Vertrauen in die Wissenschaft und die Regierung nicht in Frage stellen. Sie zermartern sich nicht ihr Hirn und schlagen sich nicht mit gegenteiligen Meinungen herum.

Auf der anderen Seite scheint es aber so, dass sie eben genau diese nicht zulassen, wenn sie sie herabwürdigen, diffamieren, ignorieren oder unterdrücken. Sie können ihre Verantwortung Herrn Drosten et.al. in die Hände legen, das geht mich im Grunde nichts an.
Wenn aber eine andere Meinung nicht offiziell zugelassen wird, dann scheint es doch nicht wirklich um das Wohl des Gesamten zu gehen. Denn dafür würde ich doch so viele Fachexpertisen einholen wie nur eben möglich! Dann ist es doch gerade wichtig die Dinge von allen Seiten zu beleuchten, bevor ich Maßnahmen mit extremen Nebenwirkungen ergreife.

Ich kenne keinen Menschen der Chemo- und Strahlentherapie einsetzen oder gar eine OP machen lassen würde, auf einen vagen Verdacht hin oder weil der Nachbar das in einem ähnlichen Fall auch getan hat! Am Ende stellt sich heraus, dass es sich um ein Geschwür gehandelt hat und nicht um einen bösartigen Tumor. Ich würde dem beratenden Arzt ab einem bestimmten Punkt selbstverständlich ein Eigeninteresse unterstellen, wenn er mir ausdrücklich davon abraten würde andere Fachmeinungen einzuholen.
Das Beispiel ist sehr schön, denn daran kann man die unterschiedlichen Weltsichten erkennen: Es gibt diese Haltung, dem Arzt, wie einem guten Vater, die Verantwortung in die Hände zu legen mit der Hoffnung: machen Sie mich gesund.
Es wirkt, als würde es darum gehen, nicht jenes Vertrauen in eine Vaterfigur in Frage stellen zu müssen.

Andererseits würde das nämlich bedeuten erwachsen zu werden, selber für sein Leben Verantwortung zu übernehmen, denn das erfordert es die Laien- oder Kindrolle zu verlassen, selbst im Angesicht der Komplexität des Lebens. Wie sonst kann ich mir diese, seit längerem global zu beobachtende Tendenz erklären, zu solchen „strengen Vaterfiguren“ als Autokraten, wie Putin, Erdogan, Orban, Trump, Johnson, Duterte, Bolsonaro, Nasarbajew, Al-Bashir, die ganzen arabischen Scheichs, Morawiecki etc, die sich haben wählen lassen??
Wenn der „gute Vater“ es nicht schafft die Ordnung aufrecht zu erhalten, dann muss der strenge Patriarch her. Dem Staat, der Wissenschaft und auch der Wirtschaft wird aktiv eine enorme Machtfülle eingeräumt, aus Angst: Hauptsache das Gewohnte bleibt wie es ist und die Bedrohung des Sterbens und die Unüberschaubarkeit des Lebens können von mir ferngehalten werden. Die Abwägung mit anderen Meinungen, also die demokratische Auseinandersetzung scheinen dann anstrengend und im jetzigen Falle, nämlich im Angesicht einer vermeintlichen Gefahr für „Leib und Leben“, sogar schädlich! Menschen mit anderer Meinung werden dann als Gefahr erlebt, als Feind der Volksgesundheit, weil sie ja dann das schwächste Glied in einer Infektionskette darstellen! So schrecklich ich es finde: das erinnert mich an das was ich von den Zeiten von vor 87 Jahren gehört habe, nur „diesmal ist ja alles anders, weil unbestechlich wissenschaftlich-medizinisch begründet“— ??!

Solange das Volk aber einen Job, ein Reihenhaus, zwei Autos etc. hat, scheinen solche Güter beruhigenden Spielzeugen gleichzukommen, welche der Papa verteidigt, um die Kinder abzulenken und sie wirken wie ein „Schnullerersatz“, denn die Kleinen sind ruhig(er). Viele finden es also offensichtlich angemessen auch im Angesicht von Maßnahmen deren Folgen die Welt sicherlich noch viel unsicherer machen werden, die Verantwortung anderen zu überlassen.

Die andere Seite aber ist genau jener anstrengende Versuch aus der (ehemals freiwilligen) Unmündigkeit herauszutreten. Sich seine Meinung selber zu bilden und nicht mehr das ungefragt zu übernehmen was der Papa und alle anderen gut finden. Es nicht mehr den „Fachleuten“ und Politikern zu überlassen, denn man sieht ja seit Jahren schon, wo uns das hingeführt hat.

Das Leben wird immer komplexer und so kommt der Aufgabenverteilung immer größere Bedeutung zu. Ich brauche für alle möglichen Bereiche eine Fachfrau, einen Fachmann, weil meine Lebensspanne nicht ausreicht mir alles Fachwissen anzueignen, das ich bräuchte um ein eigenständiges Leben zu führen! Manche, die das nicht glauben wollen, wenden sich rechtem Gedankengut zu, mit seinem brutal vereinfachenden Antworten. Andere suchen in fremden Kulturen die Einfachheit, oder in einem „einfachen“ Leben oder in spirituellen Zielen…

Aber es scheint dabei immer um äußere Ziele zu gehen, selbst der spirituell Suchende „klappert“ alle möglichen Lehrerinnen, Meister, Retreats, Therapieformen etc ab. Sein erklärtes Ziel ist ein inneres, sie/er scheint aber oft im Außen zu suchen!

Mir geht es aber um die Empfindung, nicht als Gefühl, sondern als die Gesamtheit dessen was ich ‚in mir finde‘, ohne Plausibilität, Argumentation oder Begründung, denn das ist der Grund meines Lebens. Das was spontan und aus dem Nichts in mir auftaucht braucht keine Begründung, es ist der Urgrund, das Echo des Ursprünglichen und Gewachsenen, was ich letztlich selber bin nicht was ich „habe“. Und es ist das Einzige was ich kenne, das auch keine überfordernde Komplexität des Lebens zu kennen scheint.

In dieser Welt, in der das Gewachsene keinen offiziellen Raum mehr hat, wo soviel Natürliches wie möglich durch Menschenzwecke und Menschengemachtes ersetzt wird, ist der Tod, also das Ende der Dinge und das Ende von Erfahrung immer noch genauso vorhanden! Das heißt es steht immer noch das Ende am Ende! Das Ganze ist also niemals etwas anderes gewesen als ein riesiges Schauspiel: Alle Darsteller kommen und gehen, viele Rollen scheinen ungerecht verteilt, angesichts so mancher Schauspielkunst, aber im Grunde wirkt es packend und berührend und die Geschichten sind völlig überzeugend und wichtig und fordern zu Handeln auf…. und am Ende fällt der Vorhang! Anders als im Theater ist dann aber ALLES vorbei. Wie im tiefsten Tiefschlaf geht es also letztlich um: nichts!

Wie es im Lied „Always look on the bright side of life“ von Monthy Python heißt: „We come from nothing, we go back to nothing, what have we lost? Nothing!“

Ein Gedanke zu „Am Ende steht das Ende“

  1. … hauptsache die Bedrohung des Sterbens kann ferngehalten werden…

    Ja, ich sehe das auch so, dass Menschen in der jetzigen Zeit mit ihrer Endlichkeit konfrontiert werden. Das kann unangenehm werden.

    Sich mal genauer anzuschauen für was der Staat für einen steht, finde ich auch einen sehr spannenden Blickwinkel.

    DANKE , lieber Peter für diesen und alle anderen Artikel

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