Von der öffentlichen Meinung zur „veröffentlichten Meinung“

TV gibt es bei mir praktisch seit 2007 nicht mehr, da ich schon damals das Programm einfach nicht mehr ertragen konnte. Aber ich war bis zur Coronoia ein (sehr) fleißiger Deutschlandfunk-Hörer, nachdem mir andere Wortprogramme von z.B. WDR 5 immer einseitiger und entschärfter vorkamen. Im Hinterkopf war allerdings immer ein leicht unbehagliches Gefühl, als ob ich mich auf eine Informationsquelle verlassen würde, die vielleicht weniger einseitig war als andere Sender, aber im Grunde aus der selben Wurzel gespeist wird: der In-Formation.

Was ich dann mit dem Beginn der Corona-Panikattacke durch die Presse und mit der Meinungsvielfalt im öffentlichen Bewusstsein erleben musste oder besser nicht erleben konnte, hat mich doch vom Schlitten gehauen!

Ich habe keine wirklich kritischen Frage in der deutschen Presse- und Medienlandschaft mitbekommen, nach z.B. der Überprüfbarkeit und Kontrolle von Daten aufgrund derer die Legislative jene Corona-Verordnungen erlassen konnte. Mir wurde immer wieder gesagt, dass Markus Lanz eine rühmliche Ausnahme im TV bildete, dies habe ich nicht selber erlebt, möchte es aber der Fairness halber erwähnen.

Es war und ist, als ob das gesamte öffentliche Bewusstsein ohne Wenn und Aber oder gar Zweifel einfach ALLES schluckt was ihm da aufgetischt wird. Es ist fast alles der Notwendigkeit geopfert worden, die eine einzige Auslegungsrichtung von Daten und Zahlen nahelegte, die wie so oft schon als „alternativlos“ dargestellt wurde. Und die Medien sind soweit von ihrer Aufgabe als „vierte Macht/ Gewalt“ im Staat entfernt wie nie!! Sie sind zu Hofberichterstattern geworden: Abnicken, Aufpimpen, Spektakulisieren, Durchwinken. Auf dieser Seite wird die Rolle der Medien, wie ich finde, sehr gut analysiert.

Wissenschaftliches Arbeiten lebt aber vom Hinterfragen: Wo war denn die Überprüfung dieser Zahlen, angesichts der drohenden irreparablen Schäden durch extreme Maßnahmen? Wo war denn der „runde Tisch“ an dem sich die unterschiedlichen Meinungen hätten auseinandersetzen können, um sich einem Mittelweg zumindest zu nähern und einen Konsens zu finden der zum Zusammenhalt trotz Meinungsverschiedenheit beigetragen hätte?

Was ich jetzt auf uns zukommen sehe, ist ein scheinbar unüberbrückbarer Abgrund, auf der einen Seite die mit der Angst vor der Unsicherheit und auf der anderen Seite die mit der Angst vor dem Verlust ihrer Freiheit.

Und wie wichtig Meinungsvielfalt ist merke ich nun um so deutlicher, als ich sie nun im öffentlichen Diskurs gar nicht mehr erkennen kann! Meinungsmonokultur ist wie Monokultur in jedem Lebensbereich: Die Abkehr von Kreativität. Wenn die Meinungsvielfalt zur Nestbeschmutzung oder andere Meinungen gar als Verrat angesehen werden, dann geht es nicht (mehr) um konstruktive Lösungen in einem ‚organischen Zusammenhalt‘ sondern um Partikularinteressen.

Nicht dass das früher anders war. Aber die Gräben werden nun tiefer, die Meinungen deutlicher, Indifferenz könnte ein Luxus werden. Die Komfortzone ist Geschichte, schade es war so gemütlich.

https://www.lachschon.de/item/228367-MuendigeBuerger/

3 Gedanken zu „Von der öffentlichen Meinung zur „veröffentlichten Meinung““

  1. Zum Sonntag
    einen Rudolf Steiner:
    „“Ein erster Grundsatz, der gewonnen werden soll, ist der alte, schöne Grundsatz des griechischen Weisen: Wer zur Wahrheit kommen will, darf der eigenen Meinung nicht achten. – Daher werden Sie die Erfahrung machen, daß derjenige, der wirklich auf geisteswissenschaftlichen Wegen erfahren ist, sagt: Ja, mit Meinungen kann ich nicht dienen; ich kann Beschreibungen geben von Erfahrungen, nicht Regulationsprinzipien, keine Postulate des Handelns, und solche Beschreibungen sollen als Lehren einfließen in die Theorie der Geisteswissenschaft. – Meinungen und Standpunkte muß sich der Geisteswissenschafter abgewöhnen. Er hat keinen Standpunkt, weil alle Anschauungen sind wie Bilder, die von verschiedenen Standpunkten aus entstehen, und die so verschieden sind wie die Menschen, welche die Welt von den verschiedensten Seiten anschauen. Von einer Seite ist das Bild von materialistischer Anschauung, dann von anderen Seiten von einer spirituellen, einer mechanistischen, vitalistischen Anschauung. Das alles sind Anschauungen. Sie nicht nur theoretisch zu erkennen, sondern so zu leben mit einer Weltanschauung, daß sich alle Anschauungen wie Bilder von verschiedenen Seiten ausnehmen, das ist die innere Toleranz, um die es sich handelt. Es soll nicht Meinung und Meinung sich bekämpfen. Dann ergibt sich die innere und aus dieser die äußere Toleranz, die wir brauchen, wenn die Menschheit ihrem Heile in der Zukunft entgegengehen will.“
    => https://anthrowiki.at/Meinung
    => https://anthrowiki.at/Öffentliche_Meinung

    Mit Sternengrüßen

  2. Bei mir gibt’s seit 2009 kein TV mehr, weil mir diese Propaganda-Schleuder endgültig auf den Keks ging.

    Was den Lanz angeht, so habe ich ein einziges Mal per Computer in eine seiner Sendungen reingeguckt, weil er damals den derzeitigen Medienstar Prof. Streek zum Rapport einbestellt hatte und ich irgendwo gelesen habe, daß Streek eine erfreuliche Ausnahme im nachtschwarzen Dunkel sei. Dieses Zeug gibt’s zum Nachgucken auf YouTube.

    Ich habe nur wenige Minuten durchgehalten, weil dieses Gesabbere wirklich zu niveaulos war und Streek eben keine Ausnahme ist. Dieser Typ sieht aus wie ein zwanzigjähriger Milchbubi mit akkurat abgezirkelten Haaren (die Sendung stammte offenbar von vor der Zerstörung der Friseure), und dann saß da auch noch eine Dame Käßmann herum – mit meterweiten Abstand zu Streek, was ich auf jeden Fall verstehen kann. In beide Richtungen. Für alle, die es nicht wissen oder schon vergessen haben: Frau Käßmann ist eine möglicherweise gläubige (ich will ihr nichts unterstellen!) Weinkennerin.

    Wie gesagt, ich war dann sehr schnell wieder weg, denn wenn ich schon kein Futter für’s Hirn kriege, dann will ich doch wenigstens was für’s Auge haben. Aber auch in dieser Hinsicht war beim Lanz tote Hose und das war’s.

    Die Meinungsmonokultur ist tatsächlich längst brandgefährlich geworden. In allen Geschichtsbüchern, die das 20. Jahrhundert beschreiben, kann man es nachlesen: Den totalitären Staat erkennt man daran, daß es nur noch eine einzige Meinung gibt, an die sich ausnahmslos alle Menschen zu halten haben und die sie so oft wie möglich eins zu eins zu propagieren haben. Über etwas anderes nachzudenken ist strikt verboten und wird nach Kräften geächtet. Mit anderen Worten: Es ist exakt das Gesellschaftssystem, daß wir derzeit schon wieder in Deutschland vorfinden.

  3. Sehen Sie keine Fernsehberichterstattung über Covid-19!
    – von Richard Stallman

    Sehen Sie keine Fernsehberichterstattung über Covid-19! (Oder ‚Social Media‘; die Details sind unterschiedlich.) Die wiederholte Berichterstattung über etwas Erschreckendes kann das klare Denken beeinträchtigen und sogar Menschen traumatisieren.

    Die TV-Berichterstattung über eine Krise kämpft damit, 24 Stunden am Tag mit ‚Informationen‘ zu füllen, ungeachtet der Tatsache, dass der tatsächliche Fluss neuer Informationen über die Krise bei weitem nicht ausreicht, um diese Zeit zu füllen. Was machen die? Sie wiederholen. Sie präsentieren nebensächliche und kleine Details. Sie zeigen das Gleiche auf unterschiedliche Weise. Sie beleuchten das Offensichtliche. Sie wiederholen.

    Wenn Sie informiert werden möchten, müssen Sie sich nicht jeden Tag stundenlang mit der Krise befassen. Nicht einmal eine Stunde am Tag. Es ist große Zeitverschwendung- und noch schlimmeres, Ihre Nachrichten auf diese ineffiziente Weise zu bekommen.

    Darüber hinaus wird es Sie immer ängstlicher machen. Jemand, den ich 2001 kannte und der in Kalifornien lebte, verbrachte den ganzen Tag am 11. September und die folgenden Tage damit, die Fernsehberichterstattung zu sehen. Danach hatte er Angst, nach draußen zu gehen und nach terroristischen Flugzeugen Ausschau halten zu müssen. Das Fernsehen machte es möglich, dass Ereignisse, die 3000 Meilen entfernt waren, traumatisierend wurden.

    Das war ein extremer Fall. Die meisten Menschen wurden nicht so traumatisiert. Das soll aber nicht heißen, dass es sie nicht betroffen gemacht hat. Ich vermute, dass die Fernsehberichterstattung die Wahrnehmung von Millionen von Menschen verändert hat, so dass sie die Gefahr des Terrorismus überschätzt und gleichzeitig die Gefahr von Gesetzen heruntergespielt haben, die die Freiheit einschränken. Dies hat den Weg für die unachtsame Verabschiedung des gefährlichen USA PAT RIOT Act und dessen massive Überwachung geebnet.

    Auf jeder guten, allgemeinen Textnachrichtenseite können Sie die Dinge, die Sie wirklich über Covid-19 wissen möchten, in 10 oder 20 Minuten pro Tag lesen. Dann werden Sie bei Ihrer Arbeit nicht ins Hintertreffen geraten und nicht in Panik geraten.

    Bleib ruhig und mach weiter!

    Copyright © 2020 Richard Stallman
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    https://stallman.org/articles/dont-watch-covid-tv.html

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